Vata ist luftiglockerleicht, der Luftibus unter den Doshas. Vata ist zuständig für alle Bewegungen in unserem Körper – und auch wenn etwas sich nicht so bewegt, wie es soll, steckt meist Vata dahinter. Aber auch bei richtig viel Vata im Kopf und überall im Körper sorgt eine ausgewählte Ernährung dafür, dass der Fluss weiter fliesst und die Füsse Bodenhaftung behalten.

Das Vata-Dosha ist aus den Elementen Akasha und Vayu zusammengesetzt. Akasha steht für die Ausdehnung der Natur und wird oft mit Äther übersetzt. Vayu steht für die Dynamik und wird oft mit Luft übersetzt. Vata ist damit das Dosha des Windes oder der Turbulenz und genau so kann man sich seine Eigenschaften auch vorstellen. Es ist komplett feinstofflich. Es fehlen Bodenhaftung, Stabilität, Feuchtigkeit und Wärme. Denn die Eigenschaften von Vata werden genau so beschrieben, wie ein trockener kühler Herbstwind:

  • ruksha (trocken)
  • shita (kalt)
  • laghu (leicht)
  • sukshma (fein)
  • cala (beweglich)
  • vishada (klar)
  • khara (rauh)

In einigen Quellen findet man auch noch langhana (reduzierend) als Eigenschaft, doch dies ist eigentlich eher eine zentrale Wirkung von Vata, die aus den oben genannten Eigenschaften resultiert. Menschen mit Vata-Konstitution sind oft diejenigen, die einfach nicht zunehmen, egal wieviel sie essen. Sie sind feingliedrig und auch ihr Geist ist beherrscht vom Windelement, was dazu führt, dass die Gedanken unablässig hin und her springen. Die Folge sind oft Konzentrations- und Schlafprobleme. Der positive Effekt des Windes im Vata-Geist zeigt sich in der Kreativität, Spontanität und Begeisterungsfähigkeit dieser Menschen. Sie leiden oft unter trockener Haut. Beweglichkeit ist meist kein Thema für sie bis hin zur Hypermobilität und dementsprechend häufig leiden sie unter Gelenksproblemen. Der Hauptsitz des Vata-Dosha im Körper ist der Dickdarm. Hier sorgt schon ein kleiner Vata-Überschuss zu lästigen Blähungen und Verstopfungen.

Wenn wir selber beherrscht sind vom Vata-Dosha, also eine Vata-Konstitution haben, dann sollte unser Essen daher vor allem die gegenteiligen Eigenschaften haben, um überschüssiges Vata-Dosha zu regulieren und zu senken. Die Vata-Kost soll den Körper wärmen, nähren, stabilisieren, erden, ölen und befeuchten. Allgemein gilt in der ayurvedischen Ernährung der Grundsatz, dass Essen stets warm, gekocht und leichtverdaulich sein soll. Dies gilt ganz besonders für das Vata-Dosha. Auch der Geschmack der Nahrungsmittel ist entscheidend in einer ayurvedischen Ernährung. Es gibt sechs Geschmacksrichtungen und drei davon senken das Vata-Dosha:

  • madhura (süss)
  • amla (sauer)
  • lavana (salzig)

Die anderen drei Geschmacksrichtungen katu (scharf), kashaya (bitter) und tikta (herb oder zusammenziehend) erhöhen Vata und sollten daher vermieden oder reduziert werden. Daraus ergeben sich Listen von für das Vata-Dosha empfohlenen Lebensmitteln. Dazu ist jedoch zu sagen, dass diese Listen dazu dienen sollen, gezielt passende Nahrungsmittel zu bevorzugen. Und nicht alles, was nicht darauf steht, nie mehr zu essen. Kein Mensch wird immer konstant nur von einem Dosha beeinflusst. Wir alle haben alle drei Doshas in uns. Einfach in unterschiedlichen Ausprägungen. Deshalb bringt eine einseitige Ernährung auch keine Balance sondern würde nur neue Probleme schaffen.

Getreide

Reduziert Vata:
Amaranth, Dinkel, Hafer, Milchreis, Quinoa, Reis, Risottoreis, Roter Reis, Weizen

Nicht zu viel:
Buchweizen, Wildreis

Mit Vorsicht geniessen:
Gerste, Hirse, Mais

Hülsenfrüchte

Reduziert Vata:
Grüne Bohnen, Mung-Dahl, Urad-Dahl

Nicht zu viel:
Erbsen, Kidneybohnen, Linsen, Lupinen, Tofu, Weisse Bohnen

Mit Vorsicht geniessen:
Kichererbsen, Sojabohnen, Straucherbse

Süssmittel

Reduziert Vata:
Ahornsirup, Birnendicksaft, Jaggery, Rohrzucker, Waldhonig

Nicht zu viel:
Birkenzucker, Sharkara

Mit Vorsicht geniessen:
weissen Industriezucker

Öle

Reduziert Vata:
Leinöl, Senföl, Sesamöl, Traubenkernöl

Nicht zu viel:
Kokosöl*, Kürbiskernöl, Olivenöl, Sonnenblumenöl

Mit Vorsicht geniessen:

* Kokosöl ist abhishyandi, das heisst, es blockiert die Srotas, die Stoffwechselkanäle des Körpers und es ist schwer verdaulich. Dennoch ist es ein wertvolles Öl mit vielen guten Inhaltsstoffen. Vata-Dosha sollte es daher nur im Sommer verwenden, wenn es bei Raumtemperatur flüssig ist.

Gemüse

Reduziert Vata:
Artischokken, Aubergine, Avocado, Fenchel, Kartoffeln, Kürbis, Okra, Paprika, Radieschen, Randen, Rüebli, Spargel, Steckrüben, Zuchetti

Nicht zu viel:
Blumenkohl, Brokkoli, gekochte (!) Gurken, Kohlrabi, Lauch, Mangold, Rettich, Rosenkohl, Spinat, Sprossen

Mit Vorsicht geniessen:
schwer Verdauliches und Blähendes, rohes Gemüse, Blattsalat, Chicorée, Löwenzahn, Radicchio, Sellerie, Tomaten

Früchte

Reduziert Vata:
grundsätzlich so gut wie alle Früchte, es sei denn sie sind sehr sauer oder schwer verdaulich. Besonders gut sind: Ananas, Bananen, Birnen, Blaubeeren, Datteln, frische Feigen, Granatapfel, Honigmelone, Kirschen, Limetten, Mangos, Nektarinen, Orangen, Papaya, Pflaumen, Quitten, Rosinen, Äpfel, Wassermelone, Weintrauben, Zitronen

Nicht zu viel:
Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Klementinen, Pfirsiche, trockene Feigen

Mit Vorsicht geniessen:
sehr saure oder nicht richtig reife Früchte, Grapefruit, Rhabarber

Nüsse und Kerne

Reduziert Vata:
Cashewnüsse, Haselnüsse, Kürbiskerne, Leinsamen, Mandeln, Marroni, Pinienkerne, Pistazen, Sonnenblumenkerne, Walnüsse

Nicht zu viel:
Erdnüsse

Mit Vorsicht geniessen:

Gewürze

Reduziert Vata:
Anis, Basilikum, Bockshornkleesamen, Dill, Fenchel, Ingwer, Kardamom, Königskümmel (Ajwein), Koriander, Kreuzkümmel, Kümmel, Kurkuma, Langer Pfeffer (Pippali), Muskatnuss, Petersilie, Pfeffer, Rosmarin, Safran, Salbei, Salz, Thymian, Vanille, Zimt

Nicht zu viel:
Nelken

Mit Vorsicht geniessen:
Chilli

Getränke

Reduziert Vata:
Fruchtsaft, Grüner Tee, Ingwertee, Takra, warmes Wasser

Nicht zu viel:
Scharfe Kräutertees

Mit Vorsicht geniessen:
Kaffee, Schwarztee, bittere Kräutertees

Tipps und Tricks
  • Warmes Wasser mit Ingwer und etwas Steinsalz vor dem Essen bringt das Verdauungsfeuer in Schwung und einige Fenchel- und Königskümmelsamen nach dem Essen gekaut, können Blähungen vorbeugen. Bei etwas hartnäckigerer Verstopfung kann ein Triphala-Tee am Abend helfen. Aber Achtung, wenn die Verstopfung anhält, muss sie abgeklärt werden.
  • Knoblauch wird im Ayurveda nicht als Gewürz sondern als Heilpflanze verwendet. Einer Vata-Konstitution tut hin und wieder etwas Knoblauch gut.
  • Kichererbsen sind zwar lecker aber leider nicht so ideal für Vata. In einem leckeren Humus mit genügend gutem Öl trocknen sie etwas weniger stark aus.
  • Apanasana, die Yogahaltung auf dem Bild, ist übrigens ideal für Vatas: Mindestens 2-3 Minuten halten, ruhig atmen, sich selbst ganz fest umarmen und spüren, wie der Boden einen trägt…