Pitta, das Feuer-Dosha, ist sozusagen der kleine Hitzkopf unter den Doshas. Und zwar sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne. Pitta-Menschen sind hochmotiviert, schnell und analytisch. Sie gehen aber auch rasch mal nicht nur an sondern eher gleich durch die Decke. Das kühlende Gegengewicht zu Soma, zur Sonne ist übrigens Chandra, die Mondin (ja genau, weiblich und der wärmende Sonneneinfluss ist männlich). Und da ayurvedische Gleichgewichte immer auf drei Polen ruhen, ist hier das dritte verbindende Element im Bunde Anila, der Wind.

Wer eine reine Pitta-Konstitution hat, hat zwar mit sich selbst wohl genug zu tun, das Handling der Ernährung jedoch ist relativ simpel: immer für Nachschub sorgen und fleissig runterkühlen. Pitta wird hauptsächlich vom Feuer-Element Tejas beherrscht wird – unter Zugabe von etwas Jala also Wasser-Element. Das Agni, das Verdauungsfeuer ist beim Pitta-Dosha stark, manchmal sogar zu stark, was sich dann mitunter durch Durchfall bemerkbar macht. Das heisst aber dieses Dosha kann – wenn es in der Balance ist – durchaus auch mal etwas Rohkost vertragen, obwohl Ayurveda ja eigentlich so ziemlich das Gegenteil von Rohkost propagiert. Wir erinnern uns: warm, gekocht und leicht verdaulich soll die Nahrung sein. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass diese Empfehlungen über 3000 Jahre alt sind. Smoothies aus dem Hochleistungsmixer waren damals definitiv kein Thema. Sind heute aber eine gute Alternative, um schnell viele wertvolle Zutaten einigermassen gut verdaulich zu machen. Nur allzu kalt sollten sie halt nicht sein. Mit kühlender Nahrung für das Pitta-Dosha ist denn auch nicht eine Glacé-Diät gemeint, sondern Nahrungsmittel mit kühlenden Eigenschaften. Das sind zum Beispiel Gemüse oder Früchte mit hohem Wasseranteil wie Zucchetti, Kürbis, Melone oder Trauben aber auch Getreide wie zum Beispiel Reis kann kühlende Eigenschaften haben.
Die Eigenschaften des Pitta-Doshas orientieren sich denn auch sehr offensichtlich an den Eigenschaften des Feuer-Elements Tejas und überschneiden sich dadurch stark mit den Eigenschaften von Agni, dem Verdauungsfeuer. Hier ist aber wichtig zu bemerken, dass das Feuerelement und das Verdauungsfeuer nicht dasselbe sind. Pitta ist:

  • ushna (heiss)
  • tikshna (penetrierend) 
  • sa sneha (etwas ölig) 
  • sara (beweglich wie eine Flüssigkeit, passiv, gemäss der Gravitation)
  • drava (flüssig)
  • amla (sauer)
  • katu (scharf)

Die Pitta-Ernährung sollte dem entgegenwirken also wie oben erwähnt einerseits kühlen und andererseits für genügend Nachschub sorgen. Denn Pitta-Menschen sind durch ihre aktive Verdauung diejenigen, die man nicht zu lange hungern lassen sollte, sonst werden sie schnell hangry (hungry and angry). Sie sind deshalb auch diejenigen, die nach 3 Stunden meist schon alles verdaut haben und deshalb morgens und nachmittags einen geeigneten Snacks in ihre Ernährung einbauen sollten. Eine Handvoll Mandeln und Walnüsse sind gut dazu geeignet oder auch ein Glas leckeres Takra mit den passenden Pitta-Gewürzen. Auch beim Pitta-Dosha gibt es drei Geschmacksrichtungen, die es erhöhen und drei die es besänftigen. Die besänftigenden sind:

  • madhura (süss)
  • tikta (bitter)
  • kashaya (herb)

Daraus ergeben sich auch hier die entsprechenden Listen welche Nahrungsmittel für das Pitta-Dosha zu bevorzugen sind. Dazu ist jedoch zu sagen, dass diese Listen ebengerade dazu dienen sollen, diese Nahrungsmittel zu bevorzugen. Und nicht alles, was nicht darauf steht, nie mehr zu essen. Kein Mensch wird immer konstant nur von einem Dosha beeinflusst. Wir alle haben alle drei Doshas in uns. Einfach in unterschiedlichen Ausprägungen. Deshalb bringt eine einseitige Ernährung auch keine Balance sondern würde nur neue Probleme schaffen. Getreide

Getreide

Reduziert Pitta:
Amaranth, Milchreis, Quinoa, Reis, Risottoreis, Roter Reis

Nicht zu viel:
Dinkel, Gerste, Hafer, Hirse, Mais, Weizen, Wildreis

Mit Vorsicht zu geniessen:
Buchweizen

Hülsenfrüchte

Reduziert Pitta:
Erbsen, Grüne Bohnen, Kidneybohnen, Lupinen, Mung-Dahl, Sojabohnen, Straucherbse, Tofu, Weisse Bohnen

Nicht zu viel:
Linsen

Mit Vorsicht zu geniessen:
Urad-Dahl, Kichererbsen

Süssungsmittel

Reduziert Pitta:
Rohrzucker, Sharkara

Nicht zu viel:
Waldhonig, Ahornsirup

Mit Vorsicht zu geniessen:
Jaggery, Birkenzucker, Birnendicksaft

Öle

Reduziert Pitta:
Kokosöl*, Olivenöl, Sonnenblumenöl

Nicht zu viel:
Kürbiskernöl, Leinöl

Mit Vorsicht zu geniessen:
Senföl, Sesamöl, Traubenkernöl

* Kokosöl ist abhishyandi, das heisst, es blockiert die Srotas, die Stoffwechselkanäle des Körpers und es ist schwer verdaulich. Dennoch ist es ein wertvolles Öl mit vielen guten Inhaltsstoffen. Pitta-Dosha verträgt es am Besten aber sollte es in unseren Breitengraden dennoch nur im Sommer verwenden, wenn es bei Raumtemperatur flüssig ist.

Gemüse

Reduziert Pitta:
Kürbis (insbesondere weisse Sorten), Artischokken, Avocado, Blattsalat (insbesondere bittere Sorten), Blumenkohl, Brokkoli, Chicorée, Fenchel, Gurken (am besten gekocht), Kartoffeln, Kohlrabi, Kürbis, Löwenzahn, Mangold, Okra, Paprika, Radicchio, Radieschen, Randen, Rosenkohl, Rüebli, Spargel, Spinat, Steckrüben, Zuchetti

Nicht zu viel:
Lauch, Sellerie

Mit Vorsicht zu geniessen:
Aubergine, Rettich, Sprossen, Tomaten

Früchte

Reduziert Pitta:
an sich eigentlich alle Früchte ausser sehr saure, Bananen, Birnen, Blaubeeren, Datteln, frische Feigen, Granatapfel, Honigmelone, Kirschen, Mangos, Nektarinen, Papaya, Pfirsiche, Quitten, Rosinen, süsse Äpfel, Wassermelone, Weintrauben

Nicht zu viel:
Erdbeeren, saure Äpfel, trockene Feigen

Mit Vorsicht zu geniessen:
allgemein alle sauren Früchte, Ananas, Grapefruit, Himbeeren, Johannisbeeren, Klementinen, Limetten, Orangen, Pflaumen, Zitronen

Nüsse und Kerne

Reduziert Pitta:
Cashewnüsse, Kürbiskerne, Leinsamen, Marroni, Sonnenblumenkerne, Walnüsse

Nicht zu viel:
Haselnüsse, Mandeln, Pinienkerne, Pistazen

Mit Vorsicht zu geniessen:
Erdnüsse

Gewürze

Reduziert Pitta:
Fenchel, Kardamom, Koriander, Kurkuma, Langer Pfeffer (Pippali), Nelken, Safran, Vanille

Nicht zu viel:
Anis, Dill, Ingwer trocken, Königskümmel (Ajwein), Petersilie, Rosmarin, Salz, Zimt

Mit Vorsicht zu geniessen:
Basilikum, Bockshornkleesamen, Chili, Ingwer frisch, Kreuzkümmel, Kümmel, Muskatnuss, Pfeffer, Salbei, Thymian

Getränke

Reduziert Pitta:
Warmes Wasser, Bittere Kräutertees, Fruchtsaft

Nicht zu viel:
Grüner Tee, Ingwertee, Takra

Mit Vorsicht zu geniessen:
Kaffee (am besten Vormittags, mit Kardamom und anderen kühlenden Gewürzen und nicht auf leeren Magen), scharfe Kräutertees, Schwarztee

Tipps und Tricks

Aloe Vera, die auf Sanskri Kumari genannt wird, was junges Mädchen bedeutet, ist die beste Freundin von Pitta-Menschen. Sowohl als kleiner Shot vom frischen Saft als auch als Gel auf der Haut. Aber Achtung: Finger weg von getrockneten Aloe Vera Produkten zum Einnehmen. Die erhöhen Pitta.

Pitta-Menschen neigen zu Durchfallattacken, wenn das Verdauungsfeuer Agni mal etwas zu übermütig wird. Gute Soforthilfe ist hier ein Granatapfel, der verdauungsregulierend wirken kann. Funktioniert auch wunderbar mit Granatapfelsaft, wenn Granatäpfel mal so gar keine Saison haben und von allzu weit her kommen. Achtung, Durchfall, der sich nicht sofort stoppen lässt, muss abgeklärt werden.

Pitta-Menschen sollten keine Fastenkuren machen. Mit ihrem schnellen Stoffwechsel laufen sie sonst sehr schnell in eine kontraproduktive Übersäuerung. Wer seinen Körper trotzdem von überschüssigem befreien möchte, macht besser zum Beispiel eine Kicharee-Kur oder konsultiert eine:n erfahrene:n Naturheilpraktiker:in in Ayurveda-Medizin für eine Virechana, also eine therapeutische Reinigung durch Abführen, falls dies dann bei einem angezeigt ist.

Die Yogaübung im Bild heisst übrigens Chandrasana. Also die Mondhaltung. Sie erdet und beruhigt. Fast noch besser funktioniert gleich ein ganzer Mondgruss, das nennt sich dann Chandra-Namaskar.