Ayurveda wertet nicht. Auch wenn die Übersetzungen der alten Texte manchmal so klingen. Kapha ist nicht besser als andere Doshas und Kapha bedeutet auch nicht automatisch, dass jemand unter Übergewicht leiden muss. Kapha ist einfach das fruchtbare Erdelement, das wir alle in uns tragen. Einige mehr – andere etwas weniger.

Kapha ist wahrscheinlich das am häufigsten fehlinterpretierte der drei Doshas. Es steht für Erde und Stabilität. Seine Elemente sind Prithvi, die Erde und Jala, das Wasser. Beide Elemente sind kühl und dementsprechend ist Kapha auch das zweite «Gfröhrli-Dosha» im Dreierbunde. Man kann sich Kapha von den Eigenschaften her vorstellen, wie richtig gute, fruchtbare Blumenerde:

  • snigdha (ölig / feucht)
  • shita (kalt)
  • guru (schwer)
  • sthira (unbeweglich)
  • picchila (schleimig)
  • mridu (weich)
  • madhura (süss)

Eine häufige Kapha-Störung ist Übergewicht. Das führt dazu, dass Menschen mit Übergewicht oft vorschnell als Kapha-Konstitution eingeordnet werden. Und ja, am häufigsten entgleist das jeweils stärkste Dosha. Aber die Ursachen von Übergewicht liegen oft nicht bei der jeweiligen Person beziehungsweise in deren Konstitution selbst sondern in ihrem Umfeld und in unserem modernen Lebensstil: zu wenig Anlass zur Bewegung und zu viel und zu leicht verfügbares kaloriendichtes Essen.

Balanciertes Kapha ist nicht übergewichtig. Sondern einfach kurvenreich und stabil gebaut. Kapha-Menschen sind diejenigen, die schon nach zweidrei Trainingseinheiten bereits ein Muskelwachstum bemerken. Währenddessen der Vata-Mensch daneben fast verzweifelt, weil trotz jahrelangem Training nicht halb so viel am Bizeps zu sehen ist. Kapha baut aber eben grundsätzlich und überall rasch auf und sollte deshalb ganz genau darauf achten, wieviel auf dem Teller liegt. Zur Erinnerung: ein menschlicher Magen fasst ca 1.2-1.5 Liter und sollte jeweils nur zu 3/4 gefüllt werden bei einer Mahlzeit, was etwa zwei offene Handvoll sind.

Falls das geht, ist regelmässiges Intervallfasten für Kapha eine wirklich gute Idee. Also das Frühstück entweder gleich weglassen, um dem eher trägeren Kapha-Metabolismus genügend Zeit zu geben, um auch mal wieder die Reserven anzuzapfen. Oder es wenigstens durch etwas kleines Leichtes ersetzen. Vielleicht reicht schon eine Mandelmilch mit etwas Cacao (nicht Schoggi-Pulver, es sollte möglichst naturbelassenes Cacao-Pulver mit vielen guten Bitterstoffen sein, idealerweise mit einer Prise Pfeffer). Gut geeignet ist auch der ayurvedische, gedämpfte Apfel. Oder als modernere Variante ein Chia-Pudding. Den dann aber auf keinen Fall direkt aus dem Kühlschrank. Besser ist es, ihn frisch zu machen und mit heissem Wasser, denn so quellen die Chia-Samen ruckzuck. Die drei Geschmacksrichtungen, die Kapha balancieren sind:

  • katu (scharf)
  • tikta (bitter)
  • kashaya (herb)

Dementsprechend darf die Kapha-Nahrung gerne rassige Schärfe haben, damit viel Hitze in den Körper bringen und sie sollte ausserdem viele Bitterstoffe sowie auch herbe Komponenten beinhalten und den Körper nicht noch mehr befeuchten sondern eher trocknen. Die anderen drei Geschmacksrichtungen madhura (süss), amla (sauer) und lavana (salzig) provozieren Kapha und sollten daher so weit es geht reduziert werden. Die Kapha-Kost sollte zudem logischerweise auch nicht allzu ölig sein. Daraus ergeben sich Listen von für das Kapha-Dosha empfohlenen Lebensmitteln. Dazu ist jedoch zu sagen, dass diese Listen dazu dienen sollen, gezielt passende Nahrungsmittel zu bevorzugen. Und nicht alles, was nicht darauf steht, nie mehr zu essen. Kein Mensch wird immer konstant nur von einem Dosha beeinflusst. Wir alle haben alle drei Doshas in uns. Einfach in unterschiedlichen Ausprägungen. Deshalb bringt eine einseitige Ernährung auch keine Balance sondern würde nur neue Probleme schaffen.

Getreide

Senkt Kapha:
Gerste, Hirse, Mais, Roter Reis, Wildreis

Nicht zu viel:
Amaranth, Buchweizen, Dinkel, Quinoa, länger als ein Jahr gelagerter Weizen

Mit Vorsicht zu geniessen:
Hafer, Milchreis, Reis, Risottoreis, kürzer als ein Jahr gelagerter Weizen

Hülsenfrüchte

Senkt Kapha:
Grüne Bohnen, Kichererbsen, Kidneybohnen, Lupinen, Mung-Dahl, Straucherbse, Weisse Bohnen

Nicht zu viel:
Erbsen, Linsen

Mit Vorsicht zu geniessen:
Sojabohnen, Tofu, Urad-Dahl

Süssungsmittel

Senkt Kapha:
Waldhonig, Birkenzucker

Nicht zu viel:
Ahornsirup, Sharkara

Mit Vorsicht zu geniessen:
restliche Süssungsmittel und allgemein nicht zu viel Süssungsmittel

Öle

Senkt Kapha:

Nicht zu viel:
Senföl, Olivenöl

Mit Vorsicht zu geniessen:
Kokosöl, Kürbiskernöl, Leinöl, Sesamöl, Sonnenblumenöl, Traubenkernöl

Gemüse

Senkt Kapha:
Artischokken, Aubergine, Blumenkohl, Brokkoli, Chicorée (gekocht oder gebacken), Lauch, Löwenzahn, Mangold, Okra, Paprika, Rettich, Rosenkohl, Sellerie, Sprossen, Zuchetti

Nicht zu viel:
Fenchel, Gurken, Radicchio, Radieschen, Randen, Rüebli, Spinat

Mit Vorsicht zu geniessen:
Avocado, Blattsalat, Kartoffeln, Kohlrabi, Kürbis, Spargel, Steckrüben, Tomaten

Früchte

Senkt Kapha:
Ananas, Granatapfel, Papaya, Quitten

Nicht zu viel:
Blaubeeren, Nektarinen, Rosinen, Äpfel, trockene Feigen, Weintrauben, Zitronen

Mit Vorsicht zu geniessen:
Süsse Früchte, Bananen, Birnen, Datteln, Erdbeeren, frische Feigen, Grapefruit, Himbeeren, Honigmelone, Johannisbeeren, Kirschen, Klementinen, Limetten, Mangos, Orangen, Pfirsiche, Pflaumen, Wassermelone

Nüsse und Kerne

Senkt Kapha:

Nicht zu viel:
Leinsamen, Mandeln, Marroni, Walnüsse

Mit Vorsicht zu geniessen:
Cashewnüsse, Erdnüsse, Haselnüsse, Kürbiskerne, Pinienkerne, Sonnenblumenkerne

Gewürze

Senkt Kapha:
Anis, Basilikum, Bockshornkleesamen, Dill, Ingwer, Kardamom, Königskümmel (Ajwein), Koriander, Kreuzkümmel, Kümmel, Kurkuma, Langer Pfeffer (Pippali), Muskatnuss, Nelken, Pfeffer, Rosmarin, Safran, Salbei, Thymian, Zimt

Nicht zu viel:
Fenchel, Chili

Mit Vorsicht zu geniessen:
Petersilie, Salz, Vanille

Getränke

Senkt Kapha:
Warmes Wasser, Grüner Tee, Ingwertee, Kräutertees, Takra

Nicht zu viel:
Kaffee, Schwarztee

Mit Vorsicht zu geniessen:
Fruchtsäfte

Tipps und Tricks

Kapha neigen ein kleines bisschen zur Gemütlichkeit. Dafür soll und darf auch Platz sein. Aber um sich selbst ein wenig zu überlisten, sollten Kapha-Menschen genügend sportliche Aktivitäten in ihren Kalender einplanen. Am besten draussen und zusammen mit Freund:innen. Denn erstens sind Kapha-Menschen gerne in guter Gesellschaft und zweitens lassen sie ihre Freund:innen ungern hängen, was ein wenig zusätzliche Motivation für Sport schafft.

Intervallfasten ist wie schon erwähnt eine gute Idee. Wer das nicht hinkriegt, schafft es dafür vielleicht mal wenigstens einige Tage mal ganz bewusst ein wenig zu Fasten? Ayurveda ist kein uneingeschränkter Fan vom Fasten. Pitta-Menschen wird davon abgeraten. Aber Kaphas profitieren von Fastenkuren.

Trikatu, übersetzt «die drei Scharfen», ist eine traditionelle ayurvedische Gewürzmischung, von der Kapha ganz besonders profitiert. Sie besteht aus schwarzem Pfeffer, langem Pfeffer und Ingwer. Man kann sich das selber zusammen mischen oder fertig online bestellen.

Navasana, die Yogaübung im Bild ist übrigens ganz toll für Kapha. Sie aktiviert und stärkt die Stützmuskulatur. Gegen allfällige Unbequemlichkeit hilft ein fröhliches Strickjäckchen ganz ungemein. Atmen hilft auch.

Geplante und bereits veröffentlichte Beiträge zu den 7 verschiedenen Konstitutionstypen des Ayurveda: